Theorie-Praxis-Paket

Migration

Nora Häuser, Mitarbeiterin der Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Baden-Württemberg e.V.
Zusammengestellt von Nora Häuser, Mitarbeiterin der Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Baden-Württemberg e.V.

Migration ist ein immer wiederkehrendes Thema der OKJA. Sei es, dass viele Jugendliche mit sogenanntem „Migrationshintergrund“ die Einrichtung besuchen oder dass gerade seit 2015 auch vermehrt jugendliche Geflüchtete ihren Weg durch die offene Tür finden. Damit einhergehend stellen sich viele Fragen für Jugendarbeiter*innen:
Wie gehen wir mit den Jugendlichen um in einer von Migration geprägten Gesellschaft? Wie nehmen wir sie und ihre Lebensrealitäten wahr? Wie können wir weder differenzblind noch differenzfixiert sein? Wie schaffen wir einen Raum, in dem sich auch junge Geflüchtete wohl und willkommen fühlen? Wie gehen wir darauf ein, wenn Jugendliche - vielleicht sogar in der eigenen Einrichtung - Rassismuserfahrungen machen?

Diese und weitere Fragen sollen bestmöglich durch dieses Themenpaket beantwortet werden.

Theorie

Der Sammelband „Handbuch Migrationspädagogik“, herausgegeben von Paul Mecheril, gibt den Stand der pädagogischen Diskussion über Anforderungen an pädagogisches Handeln und an pädagogische Institutionen in der Migrationsgesellschaft wider. Er führt in den fachlichen Diskurs um Migration, Interkulturalität und Pädagogik ein.

Das kurze Papier „Wording – Begrifflichkeiten im Kontext“ des Bayerischen Jugendrings greift Begrifflichkeiten aus dem Kontext der Migrationsgesellschaft auf, definiert und problematisiert diese. Anschließend werden Empfehlungen für die Jugendarbeit gegeben, wie mit den Begriffen umgegangen werden kann.

Der Beitrag „Interkulturelle Bildungsprozesse in außerschulischen Kontexten“ im Handbuch Bildungssoziologie greift bisherige Forschung und Theorien zum Thema auf und fasst diese zusammen. Dabei werden Bildungsprozesse nicht an Grenzen des Nationalstaates, sondern an Grenzen von Erfahrungsräumen festgemacht.

Praxis - im Kontext Flucht und im Kontext Interkulturalität

Migration ist nicht gleich Migration – es macht einen Unterschied, ob ein Jugendlicher eine Fluchterfahrung gemacht hat, ob die Familie aufgrund der Jobsuche der Eltern migriert ist oder ob er oder sie eigentlich schon im Land aufgewachsen ist und nur die Eltern eine Migrationserfahrung gemacht haben. So verschieden dieses Themenfeld Migration also ist, so unterschiedlich sind auch die Konzepte für die Praxis. Dies soll sich in der folgenden Auswahl wiederspiegeln.

Kontext Flucht

Die „15 Punkte für eine Willkommensstruktur in Jugendeinrichtungen“ sollen dabei helfen, eine nachhaltige Willkommensstruktur zu etablieren, die jugendliche Geflüchtete anspricht und miteinbezieht. „Erstens: Jung. Zweitens: Geflüchtet“ zeigt Möglichkeiten auf, wie Offene Jugendarbeit reagieren kann auf Herausforderungen, die durch die Arbeit mit jungen Geflüchteten entstehen. Dass Einrichtungen der OKJA keineswegs für alle Jugendlichen auch tatsächlich zugängliche Räume sind – und damit nicht per se gleichberechtigte, demokratische Teilhabe ermöglichen, zeigt die Handreichung „Geflüchtete – Demokrat*innen von Anfang an“. Es wird aber natürlich auch darauf eingegangen, wie solche Räume gestaltet werden können.

Kontext Interkulturalität

Der IDA-Reader „diversitätsbewusste (internationale) Jugendarbeit“ legt zwar, wie im Titel ersichtlich, einen Fokus auf internationale Jugendarbeit, lässt sich aber auch ganz generell auf „klassische“ Jugendarbeit übertragen. Er verbindet wichtige theoretische Konzepte mit praktischen Ansätzen. Einen starken Praxisbezug legt die OJA mit ihrer Ausgabe „Interkulturelle Offene Jugendarbeit“. Hier gibt es viele Beispiele interkultureller Arbeit, die aber immer wieder in ihrem Kulturverständnis reflektiert werden sollten.

Forschung

In der Studie A-DOCK hat die Fachhochschule St. Gallen untersucht, wie hoch der Anteil an Jugendlichen mit Fluchterfahrung in den Treffs der OKJA ist. Ziel der Studie war es, die Angebote der OKJA für Kinder- und Jugendliche mit Fluchterfahrung zu identifizieren und die Vernetzung und Kooperation unterschiedlicher Akteurinnen und Akteure auf Gemeindeebene zu beleuchten.