Praxis

Gaming in der Jugendarbeit

Bachelorarbeit

  • Umfang: 55 Seiten
  • Autor*in: Moritz Mitreuter
  • Hochschulschrift
  • Hochschule Esslingen - Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege, Esslingen, 2021

Abstract

Billard, Tischkicker, Darts. Schaut man sich die Ausstattung von Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit heutzutage im Vergleich zu den Anfängen der Jugendarbeit, organisiert in Vereinen und Clubs an, so mag einem kaum ein Unterschied auffallen. Karten- und Brettspiele ergänzen das Angebot und werden vermeintlich an deren aktuellen Trends entlang aktualisiert. Das implizierte Lebensweltkonzept lässt vermuten, die AdressatInnen der Jugendhäuser und Clubs bewegen sich in einer von „Barsports“ dominierten Welt, abgesehen der inzwischen in den Einrichtungen nicht mehr vorhandenen Aschenbechern an der Theke.

Die Frage die sich stellt ist, wie sich dies mit einem der Grundsätze der offenen Kinder- und Jugendarbeit, der progressiven und aktuellen Orientierung an den Lebenswelten der AdressatInnen vereinbaren lässt. Vielmehr scheint man beim Betreten einer solchen beispielhaften Einrichtung in der Zeit zurück geworfen zu werden, als Tischkicker und „MauMau“ tatsächlich noch prominente Möglichkeiten waren, gemeinsam die Freizeit zu gestalten. Die Ausstattungen wirken wie aus der Zeit gefallen, sind dennoch hochgehaltener Standard in vielen Einrichtungen und gehen Hand in Hand mit der pädagogischen Konzeptionierung dieser. Tischkickerturniere, Billard „Hausranglisten“ und Interaktion und Kommunikation beim freien gemeinsamen Bespielen dieser, finden Platz in fast jeder der auf den offenen Bereich zugeschnittenen Zielformulierungen.

Zur gleichen Zeit beklagen viele Einrichtungen einen starken Rücklauf der BesucherInnenzahlen, offene Treffs wirken besonders in den späten Nachmittag- und Abendstunden teilweise wie verwaist. Nicht ohne Grund kam bereits in der Vergangenheit die Frage im fachlichen Diskurs auf, ob Jugendhäuser überhaupt noch benötigt werden oder ob diese ein Relikt aus alter Zeit seien, welche langsam aber sicher ihre Daseinsberechtigung verlieren. Die globale pandemische Situation, welche für die Jugendhäuser im Dezember 2020 mit deren vorübergehender Schließung ihren Tiefpunkt erreichte, wirkte hier wie ein Katalysator für eine bereits angekratzte BesucherInnenstruktur. Viele Einrichtungen waren gezwungen, Angebote aus dem Boden zu stampfen, deren Grundlage nicht in der Verortung im Jugendhaus bestand. Über Chatgruppen und Direktnachrichten wurde fast schon verzweifelt versucht, den Kontakt zu StammbesucherInnen aufzunehmen oder beizubehalten. Dies funktionierte natürlich nur, wenn die pädagogischen MitarbeiterInnen bereits durch vorherige Ausflüge oder ähnlichem die privaten Mobiltelefonnummern dieser gespeichert hatten. Ein niederschwelliges, offenes Angebot war augenscheinlich nicht möglich.

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