Theorie

Ältere Jugendliche und junge Erwachsene im Schatten der Jüngeren

  • Umfang: 7 Seiten
  • Autor*in: Panitzsch-Wiebe, Marion
  • Erschienen in: Deinet, Sturzenhecker (Hg.) 2013 – Handbuch offene Kinder- und Jugendarbeit, S. 119–126
  • Springer, Wiesbaden, 2013
Dieser Beitrag ist kostenpflichtig beim Verlag erhältlich.

Abstract

Ein aktuelles Thema: Die Zielgruppe der „Jüngeren" im Alter von 10 bis 14  Jahren wird als sogenannte „Nachwuchsgruppe" in der Praxis verstärkt in den Blick genommen, manchmal bereits die unter 10-jährigen. Dies führt dazu, dass die Gruppe der älteren Jugendlichen oftmals aus dem Blick gerät. Umso interessanter ist der Beitrag von Marion Panitzsch-Wiebe, welche junge Erwachsene im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen betrachtet: Diese werden in der gesellschaftlichen Wahrnehmung oftmals als Risikogruppe wahrgenommen, die Entgrenzung und Entstrukturierung des Jugendalters lässt Übergänge zwischen dem Jugend- und Erwachsenenalter weniger eindeutig und komplexer werden. Für ein Alterssegment mit eigenständigen Ansprüchen und Herausforderungen in der Lebensbewältigung fordert die Autorin eine entsprechende pädagogische und sozialstaatliche Unterstützung und Begleitung.
Junge Menschen haben sich mit klassischen Entwicklungsaufgaben einer „Normalbiographie“ auseinanderzusetzen. Jedoch ist unter den Heranwachsenden die Gruppe der jungen Erwachsenen am höchsten von Armut betroffen. Junge Erwachsene und Haushalte mit Kindern insbesondere Alleinerziehende unterliegen dem größten Armutsrisiko, ein Viertel der 19- bis 25-jährigen lebt unter der Armutsschwelle. Die Autorin stellt fest, dass nicht nur die sozialstaatliche Versorgung junger Erwachsener z.B. durch eine stärkere Sanktionierung bei Arbeitslosigkeit schneller prekäre Lebenslagen entstehen lässt, sondern dass auch die Jugendhilfe mit ihrem Fokus auf die frühe Förderung von Kindern durch eine investive, selektierende Sozialpolitik hat vereinnahmen lassen. Sie fordert eine Neuausrichtung Sozialer Arbeit mit jungen Erwachsenen: „Eine Soziale Arbeit, die sich in den Dienst älterer Jugendlicher stellen will, steht vor einer Reihe professioneller und disziplinärer Herausforderungen. Dies betrifft eine veränderte Praxis genauso wie eine Rückbesinnung auf ihren Gegenstand, ihren Auftrag, ihre ethischen Prinzipien, ihr politisches Mandat und eine weiterführende Theoriedebatte. Eine Praxis, die nicht länger defizitorientiert, bestenfalls rein kompensatorisch wirken will, kommt nicht umhin, sich zum öffentlichen Fürsprecher für die Belange junger Erwachsener zu machen. Zeitgemäße Einmischungsstrategien sind zu entwickeln, um auf sozialpolitische Entscheidungsprozesse Einfluss zu nehmen zu Gunsten einer Sozialen Arbeit, die jungen Erwachsenen nachhaltige Unterstützungsangebote bei individuellen Bildungs-, Aneignungs- und Selbstbestimmungsprozessen bietet. Begleitende ethischnormative Reflexionen Sozialer Arbeit müssen zum einen das Recht auf Eigensinnigkeit und spezieller Bedürfnisse junger Erwachsener untermauern und zum andern Soziale Arbeit von ihrer rein ökonomischen Ummantelung zu befreien helfen. Die Arbeit mit jungen Erwachsenen darf nicht nur an gesellschaftlich normativen Erwartungen ausgerichtet sein, sondern muss auch Orientierungsoptionen und Gestaltungsalternativen aufzeigen. Die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen dürfen nicht zur Bedrohung jugendlicher Lebensplanung werden und lebensbewältigende Unterstützungsangebote sind einzufordern (...)" (S.125)

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