Abstract
„Die Zukunft in die eigenen Hände nehmen“ ist die Zusammenfassung eines gleichnamigen Studienberichts, der von der Europäischen Union in Auftrag gegeben wurde. Die Studie sollte herausfinden, „wie die Jugendarbeit noch mehr zum Wohlbefinden und Wohlstand der Gesellschaft beitragen kann, indem sie das Konzept des Unternehmertums mit einbezieht und deren Fähigkeit entwickelt, Möglichkeiten für unternehmerisches Lernen anzubieten.“ Damit soll sie Initiativen in anderen Bereichen – wie formale Aus- und Fortbildung, Unternehmen und Beschäftigung – ergänzen.
Die Studie umfasst Sekundärforschung und Interviews, um die politischen Rahmenbedingungen und die Situation in Bezug auf unternehmerisches Lernen in der Jugendarbeit abzubilden.
Unternehmertum wird verstanden als breit gefasster Begriff, der sich auf das europäische „Entrepreneur Competence Framework“ bezieht, siehe https://publications.jrc.ec.europa.eu/repository/bitstream/JRC101581/lfna27939enn.pdf
Dabei umfasst Unternehmertum nicht nur betriebswirtschaftliche Aspekte, sondern hat neben dem Ziel, die Jugendarbeitslosigkeit zu senken, auch solche, wie soziales Engagement zu fördern oder die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen zu stärken.
Untersucht wurde, wie politische Entscheidungsträger*innen die Entwicklung von unternehmerischen Lernmöglichkeiten für junge Menschen unterstützen können. Zudem hat die Studie den aktuellen Stand der Beteiligung von Jugendarbeitsorganisationen bei der Bereitstellung von unternehmerischen Lernmöglichkeiten analysiert, das Wissen, die Fähigkeiten und die Einstellung der Jugendarbeiter*innen gegenüber unternehmerischem Lernen untersucht, die Möglichkeiten zur Validierung und Anerkennung von unternehmerischen Kompetenzen beschrieben, Möglichkeiten für Synergien zwischen unternehmerischem Lernen und der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen identifiziert und schließlich die Rolle der derzeitigen EU-Programme bei der Förderung der Jugendarbeit als Anbieter unternehmerischer Lernmöglichkeiten in Zusammenarbeit mit anderen Stakeholdern beleuchtet.
Aus einer kritischen Perspektive heraus stellt sich die Frage, ob eine solche Studie dazu beiträgt, dass politische Entscheidungsträger*innen künftig die OKJA verstärkt als dritte Säule neben dem formalen Bildungssystem und Arbeitgeber*innen (wie auf S.4 dargestellt) für politische und wirtschaftliche Interessen vereinnahmen zu versuchen. Zwar können Themen wie Übergang in den Beruf, Stärkung des gesellschaftlichen Engagements oder Förderung der Selbstwirksamkeit, um eigene Lösungsstrategien zu entwickeln, auch Themen der Jugendarbeit sein; dennoch sollten auch diese Themen sich weiterhin zuvorderst an den Interessen und Bedürfnissen der Jugendlichen orientieren. Hier sollte die OKJA auch zukünftig (parteiliche) Lobbyarbeit für ihre Besucher*innen leisten und sich nicht von wirtschaftlichem oder politischem Druck leiten lassen. Dennoch bietet eine solche Studie auch Chancen, wenn sie beschreibt, dass die Rolle der Jugendarbeit bei der Entwicklung von wichtigen Kompetenzen im Leben der Jugendlichen noch zu wenig anerkannt und validiert wird (S.7). Es gilt sie also mit Vorsicht zu genießen, sich dennoch anregen zu lassen und ggf. geschickt für die eigene (Lobby-)Arbeit zu verwenden.
Eine fachlich begründete, auf andere Zielsetzungen gerichtete Perspektive auf das Thema bieten die beiden unten genannten Beiträge.
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