Abstract
Ewartungen, Ansprüche und Kriterien an die (Offene) Jugendarbeit sind - je nach externer oder interner Perspektive - sehr unterschiedlich. Insofern wird auch die Qualität der (Offenen) Jugendarbeit unterschiedlich definiert. Politiker*innen haben diesbezüglich normalerweise eine andere Defintion als Praktiker*innen und Fachwelt. Sandra Grimm untersucht im Rahmen einer empirischen Studie, durchgeführt in der Offenen Jugendarbeit in Luxemburg, die Fragestellungen: Wie verarbeiten die Fachkräfte in den untersuchten Einrichtungen externe Qualitätsvorgaben? Mit welchen Strategien begegnen Fachkräfte jenen Ambivalenzen, die sich aus dem Zusammentreffen unterschiedlicher Handlungslogiken und Qualitätsanforderungen in ihrer Praxis ergeben? In welchem Passungsverhältnis stehen ihre Qualitätskonstruktionen zu den normativen Qualitätserwartungen, die insbesondere über das Qualitätsmanagementverfahren aus dem organisationalen Umfeld an die Einrichtungen herangetragen werden? Die Studie „folgt damit dem Anspruch, insbesondere die unterhalb der formal dargestellten Qualitätspraxis liegenden handlungspraktischen Wissensbestände, Orientierungsstrukturen und Sinnkonzepte des Qualitätshandelns in den Einrichtungen zu rekonstruieren.“ (S.252)
Die Ergebnisse bezüglich des fachlichen Umgangs mit divergierenden Qualitätsanforderungen und deren Verarbeitung in der Praxis fasst die Autorin in unterschiedliche Orientierungsschemata, angesiedelt zwischen Reaktanz und Widerstand, selbstverständlicher Konformität, Situationsangemessenheit und professioneller Innovation. Die Autorin resümiert, dass Qualität gerade in der Anwendung professioneller Potentiale durch die Fachkräfte entsteht. Hierzu gehören auch gerade die Interpretationsleistungen formaler Vorgaben von professioneller Seite aus. Gegenüber Qualitätsmanagementverfahren und formalen Standards von Qualität werden diese professionellen Potentiale in der Bestimmung von Qualität bisher zu wenig wertgeschätzt, miteinbezogen und berücksichtig - manchmal sind sich die Beteiligten der Potentiale nicht einmal bewusst. Unter den Schlussfolgerungen ist unter anderem zu lesen: „Eine wesentliche Ressource zur Bewältigung dieser Anforderungen wird in einem fachlichen Wissen gesehen, das über die eigenen Positionen, fachlichen Ziele und Strukturmerkmale hinaus auch die gesellschaftstheoretischen Wirkungszusammenhänge der sozialpädagogischen Arbeit impliziert. Hierzu zeigt die Studie, dass ein solches berufliches Selbstverständnis bislang noch nicht im kulturellen Verständnis aller Akteure verankert ist. Auch die Aufwertung der Jugendarbeiter als ‚professionelle Manager‘ in ihrer Organisation steht noch aus. Die Anerkennung des komplexen Aufgabenfeldes der Jugendarbeiter und in diesem Zusammenhang auch eine Verschiebung von Kompetenzen im Verhältnis zwischen Kommunen, Trägern und Einrichtungen wären hier ebenso wichtig wie eine weitere Modernisierung und Spezifizierung der relevanten Ausbildungs- und Studiengänge [...]“ (S.253)
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