Theorie

Entgrenzte Jugend – Sozialräumlich orientierte Offene Jugendarbeit!

  • Umfang: 18 Seiten
  • Autoren*innen: Krisch, Richard; Schröer, Wolfgang
  • Erschienen in: Krisch, Schröer (Hg.) 2020: Entgrenzte Jugend – Offene Jugendarbeit. ‚Jugend ermöglichen‘ im 21. Jahrhundert, S. 229–247
  • Beltz Juventa, Weinheim und Basel, 2020
Der Sammelband ist kostenpflichtig beim Verlag erhältlich.

Abstract

Richard Krisch und Wolfgang Schröer werfen einen generellen Blick auf Offene Jugendarbeit und ihrer möglichen jugendpolitischen Positionierung in einer Gesellschaft unter entgrenzten Lebensbedingungen. Jugendarbeit müsste ihren pädagogischen Auftrag und ihre gesellschaftliche Legitimation „z.B. darin finden, eine ‚Arena‘ zur Öffnung z.B. von bestehenden Curricula und Qualifizierungsprogrammen oder kommerzialisierten Stadtteilpolitiken im Alltag der Jugendlichen zu sein. Durch diese Öffnung sollen soziale Räume zur alltäglichen Selbstpositionierung und Verselbständigung (vgl. BMFSF 2017) junger Menschen geschaffen werden. Jugendarbeit als öffentliche Institution müsste dann immer auch in Auseinandersetzung mit den anderen Institutionen im institutionellen Gefüge des Aufwachsens stehen und ein sozial öffnendes Mandat haben.“ (S.230f.) Jugendarbeit kann sich nur durch den Anspruch einer sozialen und politischen Öffnung der Lebenslage Jugend legitimieren und ist immer Teil von Jugendpolitik und -theorie. „Sie geht in ihrem emanzipatorischen Grundanspruch (vgl. Scherr 2015) davon aus, dass alle Jugendlichen in den sozialen Kernherausforderungen des Jugendalters der Qualifizierung, Selbstpositionierung und Verselbständigung (BMFSFJ 2017) eine soziale Offenheit zur Subjektbildung finden können sollten und die Öffnung sozialer Konstellationen eine ständige Herausforderung der Lebenslage Jugend ist.“ (S.232) Diese Perspektive gilt es aufgrund Entgrenzungen im institutionellen Gefüge des Aufwachsens und der Entgrenzung der Jugendphase neu zu bestimmen und zur Jugendpolitik in ein Verhältnis zu setzen. „Insgesamt erscheint es soziale Brüche zwischen dem institutionellen Gefüge des Aufwachsens sowie den sehr unterschiedlichen Lebens- und Bewältigungslagen von Jugendlichen zu geben. Es fragt sich, welche jungen Menschen wie durch die institutionalisierten ‚Zonen‘ der Jugendintegration erreicht werden (sollen).“ (S.243) Gerade die Offenheit der Jugendarbeit wird angesichts der Entgrenzung von Jugend „zu einem Momentum in der jugendpolitischen Diskussion um die Weiterentwicklung des institutionellen Gefüges des Aufwachsens.“ (S.235)
Jugendarbeit wird damit jugendpolitisch herausgefordert. Krisch und Schröer sehen für die sozialräumliche Jugendarbeit einen doppelten Auftrag: „Sie hat sowohl lokal- und jugendpolitisch den sozialen Rückhalt für die Jugendarbeit als auch alltäglich vor Ort in den sozialräumlichen Bezügen die soziale Öffnung durchzusetzen.“ (S.237) Dabei kann Jugendarbeit mit den entsprechenden Methoden eine eigene sozialräumlich orientierte, partizipativ erarbeitete Empirie des öffentlichen Raums aufbauen, welche angesichts der Verdrängung von Jugendlichen aus dem öffentlichen Raum umso wichtiger wird.
Krisch und Schröer führen grundlegende Aspekte zur Orientierung für die Offene Jugendarbeit aus, welche hier in Kurzform erwähnt sein sollen:

  • der „sozialräumliche Blick“;
  • Offene Jugendarbeit als ein Medium von Raumaneignungsprozessen;
  • „herausreichende Arbeit“ im öffentlichen Raum, soziale Öffnung von Infrastrukturen für Jugendliche und Gestaltung von Öffentlichkeiten. Jugendarbeit und Jugendarbeiter*innen werden damit Bestandteil der kommunalen Infrastruktur;
  • soziale Ressourcen zur Lebensbewältigung in Form von Beratungs- und Unterstützungsangeboten werden aufeinander bezogen und sozialräumlich zugänglich gemacht;
  • Stärkung der persönlichen und sozialen Rechte Jugendlicher;
  • Förderung von gleichberechtigter soziale Teilhabe bei der Erweiterung und Mitgestaltung von Räumen;
  • Förderung politischer Beteiligung in der Auseinandersetzung um „umkämpfte öffentlichen Räume“;
  • Miteinbeziehung digitaler Räume durch digitale Jugendarbeit;
  • aktive Wahrnehmung des jugendpolitischen Mandats;
  • jugendpolitische Transformierung und Engagement für eine soziale Öffnung und Anerkennung der sozialen Rechte Jugendlicher.

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