TheorieForschung

Raumaneignung als Bildungspraxis in der Offenen Jugendarbeit

  • Umfang: 18 Seiten
  • Autor*in: Deinet, Ulrich
  • Erschienen in: Sturzenhecker, Lindner (Hg.) 2004 – Bildung in der Kinder- und Jugendarbeit. Vom Bildungsanspruch zur Bildungspraxis, S. 111–130
  • Beltz Juventa, Weinheim und München, 2004

Abstract

Ulrich Deinet stellt das Bildungskonzept des sozialräumlichen Ansatzes der Kinder- und Jugendarbeit vor, um dann diesbezüglich in einem zweiten Schritt Bildungssituationen aus der Praxis anhand von Interviewsequenzen aufzuzeigen.

Eine grundlegende Auffassung des Aneignungskonzeptes besteht darin, „die Entwicklung des Menschen als tätige Auseinandersetzung mit seiner Umwelt, als Aneigung der gegenständlichen und symbolischen Kultur zu verstehen.“ (S.112) Die Aneignung von Räumen erschließt sich als subjektiver Bildungsprozess bzw. im Kontext der Bildungsdiskussion: „Räume werden darin als Möglichkeitsräume verstanden, weil die in ihnen eingelagerten gesellschaftlichen Sinngebungen vom Subjekt erschlossen werden müssen bzw. Kinder und Jugendliche Orten und Räumen einen eigenen Sinn geben und so sich ihre Lebenswelt erschließen.“ (S.113) Ulrich Deinet spricht bezugnehmend auf Albert Scherrs Ansatz der Subjektbildung von einem aneigungsorientierten Bildungsbegriff der Jugendarbeit. Jugendarbeit versteht sich auf dieser Grundlage als Medium von Aneignung und Bildung. Dabei unterscheidet er drei Ebenen:

  • Gestaltung des Ortes der Kinder- und Jugendarbeit als Aneigungs- und Bildungsraum in einem offenen setting, welches Möglichkeiten selbsttätiger Exploration bietet;
  • Bereitstellung von zielgerichteten Angeboten, die Aneignungs- und Bildungsprozesse herausfordern;
  • Unterstützung von Aneignungsprozessen im öffentlichen Raum, Bestandsaufnahme mit sozialräumlichen Methoden, Revitalisierung von öffentlichen Räumen und Wahrnehmung des sozialpolitischen Mandats der Offenen Kinder- und Jugendarbeit.

Im zweiten Teil des Beitrags wird eine aneignungsorientierte Praxis anhand der Auswertung von Interviews mit Fachkräften aus drei Einrichtungen interpretativ vorgestellt: als „Bildungsherausforderung“, indem ein möglichst partizipativer Rahmen in einer Kindereinrichtung selbsttätige Entscheidungen fordert; in der Aneignung eines Bauwagenprojekts und als Anregung neuer Praxen und Raumumgestaltung im Rahmen der Arbeit eines Jugendtreffs. „Die Gestaltung von Räumen, die Nutzung der Kinder- und Jugendarbeit als Aneignungsraum fördert die Selbstbildung von Kindern und Jugendlichen, ihre Kompetenzen zur Veränderung, zur Gestaltung eigener Situationen und damit zur Erweiterung ihres Handlungsrepertoires.“ (S.129)

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